Diese Seite ist Teil des Projektes
www.flaggenlexikon.de
to the English Version tap the flag
Piraten waren zu allen Zeiten auf den Meeren unterwegs. In den Zeiten, in denen Flaggen auf Schiffen noch nicht modern waren, in der Antike und im frühen Mittelalter segelten die Piraten unerkannt und nutzten den Moment der überraschung. Später, als Schiffe Flaggen trugen, musste man sich irgendwie zu erkennen geben. Zunächst näherte man sich unter "falscher Flagge", dann, im Moment des Angriffs, wurden die berühmten Piratenflaggen aufgezogen. Es waren eigentlich keine speziellen Erkennungszeichen, die immer einem bestimmten Piraten zugeordnet werden konnten – obwohl es das auch gab – sondern Zeichen der Abschreckung, die auch Blutfahnen genannt wurden. Ein überbleibsel aus der alten Zeit, in der z.B. Belagerte den Belagerern mit einer roten Fahne signalisierten, dass man bis zu letzten Kämpfen und sich nicht ergeben werde, was auf sicheres Blutvergießen hindeuten sollte. Diese Art der Abschreckung sollte dem Bedrängten zur See den Ernst der Lage klar machen, aber auch eine schnelle Kapitulation herbeiführen. Insofern waren Piratenflaggen zunächst rot, später auch schwarz. Manche, aber längst nicht alle, zeigten darauf Totenköpfe, Knochen oder Skelette ergänzt um Schwerter oder gar Sanduhren ("Deine Zeit läuft ab"). Heute wird die schwarze Piratenflagge im Allgemeinen als "Jolly Roger" bezeichnet, was aber nichts anderes ist, als eine englische Verballhornung des französischen "Joli Rouge" darstellt, was "hübsches Rot" heißt, und somit auf die ursprünglich roten Piratenflaggen hinweist. Ab dem 18. Jahrhundert ging die Piraterie immer mehr zurück, nicht nur weil die Welt immer kleiner und unbesetzte Schlupfwinkel immer seltener wurden, aber vor allem, weil sich über Kaperbriefe eine legale Möglichkeit des Raubes auf See ergab. Kaperbrief waren Mittel der Kriegführung, die es Privatpersonen erlaubten, Kauffahrer der verfeindeten Nation anzugreifen und auszurauben, wobei ein Teil der Beute an den Aussteller des Kaperbriefs zu zahlen war. Auch im Kaperkrieg wurde auf die "falsche Flagge" als Mittel der Annäherung an den Feind zurückgegriffen. Wenn das Feuer eröffnet wurde, musste allerdings die falsche Flagge niedergeholt und die eigene gehisst werden. Das gilt im Kriegsrecht noch heute. Die moderne Piraterie operiert mit automatischen Waffen, Schnellbooten, Nachtsichtgeräten und Satellitennavigation, oft nachts, jedoch spielen Flaggen keine Rolle mehr. Eine weitere wichtige rote Flagge, die auch irgendwie mit der Flagge der Piraten in Verbindung stehen könnte, war die Quarantäneflagge. Eine einfarbige rote Flagge, die auf möglicherweise ansteckende Krankheiten an Bord verweist, und eindeutig abschrecken sollte. Um die Quarantäneflagge besser von den Piraten zu unterscheiden erhielt sie einen Schwalbenschwanz. Im Internationalen Signalflaggenalphabet wurde diese Flagge zur Signalflagge Bravo ("B"), die noch heute "Gefahr" signalisiert.