Die Flagge von Périgord ist eine Wappenflagge, ihr Design gibt das Bild des Wappens des alten Hauses Périgord wieder, das lange Zeit in der Grafschaft regierte.
Das Wappen von Périgord zeigt einen roten Schild mit drei goldenen, blau bewehrten Löwen. Der Ursprung des Wappens scheint im Dunklen zu liegen und war nicht zu ermitteln. Möglicherweise geht es auf die Belehnung durch die englische Krone im Jahre 1360 im Vertrag von Brétigny zurück, denn von den Engländern wurden gerne Löwen in die Wappen gegeben. Das Wappen könnte aber auch jüngeren Ursprungs sein, denn immerhin hat eine Seitenline der Familie bin in die Neuzeit überlebt, die immer noch dieses Wappen verwendet, und zwar das Haus Talleyrand-Périgord. Die Heraldik des Périgord ist jedoch recht wechselhaft, denn die alte Linie der Familie Périgord starb wohl recht früh aus, und war mit der Heraldik ihrer jeweiligen anderen Landesherren verbunden. Als König Philipp VI. von Frankreich (aus dem Haus der Kapetinger) das Herzogtum Orléans schuf und an seinen jüngeren Sohn Philipp von Valois übergab, wurde für ihn das Lilienwappen der Kapetinger mit einem weißen Turnierkragen ergänzt, der Philipp – den Regeln der französischen Heraldik folgend – als jüngeren Sohn kennzeichnete. Das Haus Orléans regierte im Périgord bis 1438. Zwischen 1438 und 1470, war das Haus Blois-Châtillon mit der Grafschaft Périgord belehnt. Das Haus Châtillon waren mächtige Landadelige, die zeitweise mit mehreren Grafschaften belehnt waren, jedoch nie zum Hochadel aufstiegen. Ihr Wappen zeigte einen sechsfach zwischen Rot und weiß-blauen Eisenhütlein gespaltenes Schild und ein goldenes Schildhaupt, das bei bei den Vizegrafen von Limoges mit einem schwarzen Leoparden belegt ist. Zwischen 1470 und 1589, war das Haus d'Albret mit der Grafschaft Périgord belehnt. Ihr Wappen war quadriert, also vierfach geteilt, und zeigte im ersten und dritten Feld drei goldene Lilien auf Blau, und das zweite und vierte Feld war einfarbig rot. Im Jahre 1589 wurde die Grafschaft Périgord an das Haus Bourbon verkauft. Die damit verbundene Heraldik zeigte den blauen, mit goldenen Lilien belegten Schild der Kapetinger, der von einem roten Schrägrechtsbalken bedeckt war. Das Wappen der Kapetinger zeigte drei goldene Lilien auf Blau, jedoch war das Wappen ursprünglich mit Lilien bestreut. Ab 1365 (andere Quellen nennen 1376), wurde die Anzahl der Lilien jedoch auf drei reduziert. Das Lilien-Symbol ist sehr alt, schon der germanische Stamm der Franken hat es verwendet. Das Haus der Kapetinger stellte die Könige von Frankreich zwischen 987 und 1328. Es geht zurück auf Hugo Capet, Sohn von Hugo dem Großen, der nach dem Tod von Ludwig V. aus dem Hause der Karolinger im Jahre 987 zum König von Frankreich gewählt wurde. Die Kapetinger brachten drei Nebenlinien hervor, die Könige von Frankreich wurden: Valois 1328–1589, Bourbon 1589–1792 und 1814–1830, und Orléans 1830–1848.
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Die bis zur Französischen Revolution bestehenden Provinzen (bzw. Gouvernements) waren historisch gewachsene Gebilde, die sich oft aus ehemaligen Lehensgebieten der französischen Krone, historischen Grafschaften und Herzogtümern heraus entwickelt hatten, oft über hunderte von Jahren bestanden und Regionalität (kulturelle Besonderheiten und regionale Sprachen) bewahrt hatten. Der Französischen Revolution waren solche Erscheinungen natürlich nicht erwünscht, und im Rahmen ihrer blutigen und gewalttätigen Gleichmacherei wurden jegliche regionale Bezüge ausgemerzt. Kurz nach der Revolution wurden die Provinzen aufgelöst und Frankreich in viele kleine Départements aufgeteilt, die annähernd gleich groß und den gleichen Status haben sollten. Benannt wurden die Départements nach Flüssen oder Gebirgen, um auf keinen Fall den Namen einer der alten Provinz zu verwenden. Es gelang jedoch nicht, die Verbindungen der Einwohner Frankreichs zu ihrer jeweiligen Region abzuschneiden, so dass im Jahre 1960 wieder administrative Regionen geschaffen wurden, um bestimmte Verwaltungsprozesse regional steuern zu können. Dazu wurden Départements, die in einer bestimmten historischen Provinz lagen, zu einer historisch oft gleichnamigen Region administrativ zusammengefasst. Die dabei entstandenen Gebilde decken sich nur annähernd mit den Grenzen der historischen Provinzen. Im streng zentralistischen Frankreich wird jedwede Regionalität vermieden, so dass auch die offiziellen Flaggen dieser Regionen meist aussehen wie Flaggen von Firmen, lieblos, unhistorisch, technokratisch und modernistisch, die hier nicht Gegenstand lexikalischer Betrachtungen sein sollen. Nur in wenigen dieser Regionen gibt es offizielle Flaggen die an historische Vorbilder erinnern. Aber, sogar die Existenz dieser heutigen Regionen ist in Frage gestellt, denn im Jahr 2014 wurde eine Gebietsreform beschlossen, welche die Anzahl der Regionen ab dem Jahr 2016 durch Fusionen auf fast die Hälfte verringert. Jedoch gibt es für fast alle Regionen inoffizielle Flaggen, die an die alten Provinzen und die alte Heraldik erinnern sollen.
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Antike · Besiedelung durch keltische Stämme, deren größter die Petrocoren sind (Petrocorii)
52 v. Chr. · römische Eroberung, Bildung der Provinz Aquitania im Westen Galliens
418 n. Chr. · die Westgoten werden als Föderaten angesiedelt, Aquitanien gehört zu ihrem Einflussbereich
5. Jahrhundert n. Chr. · Eroberung Galliens durch die Franken (unter König Chlodwig), bis 507 Eroberung Aquitaniens, Ausdehnung des Reiches bis an den Atlantik, die Pyrenäen und die die Alpen
771 · Karl der Große übernimmt Aquitanien und überträgt später es als Königreich seinem jüngsten Sohn Ludwig dem Frommen
778 · Errichtung der Grafschaft Périgord, als erster Karolingischer Graf wird Wildbade erwähnt
880 · durch die Teilung des Frankenreiches (Verträge von Verdun und Ribbemont) entsteht das Westfränkische Königreich (das spätere Frankreich), das Ostfränkische Reich (das spätere Deutsche Reich), das Königreich Italien, das Königreich Hochburgund (unter dem Welfen Rudolf), das Königreich Niederburgund bleibt bestehen
1152 · Heinrich Plantagenet von Anjou heiratet Herzogin Eleonore von Aquitanien, die Herzogtümer Aquitanien und Gascogne kommen an das Haus Anjou-Plantagenet
1154 · Tod von Stephan von Blois (König von England), Heinrich Plantagenet wird als Heinrich II. sein Nachfolger, Aquitanien wird auf diesem Wege ein Lehen des französischen Königs, das der Krone von England (Haus Anjou-Plantagenet) gehört
1204 · Philipp August, König von Frankreich, erobert Normandie, Anjou, Maine und Touraine (Angevinisches Reich der Plantagenet)
1224 · König Ludwig VIII. von Frankreich, Sohn von Philipp August erobert Aquitanien, außer der Gascogne den letzten Besitz der Plantagenets in Frankreich, Poitou and Saintonge kommen direkt an die Krone, La Marche, Périgord, Angoulême und Auvergne werden als Lehen vergeben
1328 · Tod von König Karl IV. (der Schöne), Aussterben der direkten Linie Kapetinger, nach salischem Recht (Lex Salica) besteigt Graf Philipp von Valois (als König Philipp VI., Sohn des Prinzen Karl von Valois, Cousin ersten Grades von König Karl IV.) den französischen Thron, der englische König Eduard III. erhebt Ansprüche auf den Thron von Frankreich, da er mütterlicherseits ein Neffe von Karl IV. ist, Anlass für den "Hundertjährigen Krieg" (englisch-französischer Krieg, 1338–1453), das Haus Valois stellt die Könige von Frankreich von 1328 bis 1589
1360 · Vertrag von Brétigny, Perigord kommt an die englische Krone
1415 · Schlacht von Agincourt, Charles d'Orléans, Graf von Périgord wird von den Engländern gefangen genommen und bleibt bis 1440 in englischem Gewahrsam
1438 · Charles d'Orléans verkauft die Grafschaft Périgord an Jean de Châtillon, Herr von Laigle, Graf von Penthièvre und Vizegraf von Limoges
1453 · Schlacht von Castillon, Ende des Hundertjährigen Krieges, die Könige von England müssen all ihre Besitzungen in Frankreich aufgeben
1455 · Tod von Guillaume de Châtillon-Blois
1470 · Françoise, die älteste Tochter von Guillaume de Châtillon-Blois, bringt die Grafschaft als Mitgift in die Ehe mit Alain d'Albret
1526 · Marguerite d'Angouleme, Witwe von Karl IV. von Alençon, heiratet Henri II. d'Albret König von Navarra (Haus Bourbon), ihre Tochter Jeanne d'Albret wurde später die Mutter des französischen Königs Heinrich IV.
1548 · Jeanne d'Albret heiratet Antoine de Bourbon
1555 · Tod von Heinrich II., das Erbe, und damit auch die Grafschaft Périgord geht an seine Tochter Jeanne d'Albret
1572 · Tod von Jeanne d'Albret, das Erbe, und damit auch die Grafschaft Périgord geht an ihren Sohn Heinrich III. von Navarra
1584 · Heinrich III. von Navarra verkaufte seine Rechte an der Grafschaft Périgord an seine Schwester Catherine de Bourbon
1589 · Tod von König Heinrich III. von Frankreich, Heinrich III. hatte keine Nachkommen, Aussterben der Linie Valois, Heinrich III. bestimmt Heinrich III., König von Navarra, Graf von Limousin (Haus Bourbon) zu seinem Nachfolger
1607 · die Grafschaft Périgord wird Teil der Krondomäne und eine Provinz Frankreichs, gehörte jedoch später zur Provinz Aquitanien
1776 · die schon im 14. Jahrhundert geschaffenen Gouvernements der Zivilverwaltung des Königreiches Frankreich werden auf eine Anzahl von 39 Stück festgeschrieben und entsprechen so der Anzahl der Provinzen, in den Vorjahren konnten auch mehrere Provinzen in einem Gouvernement zusammengefasst sein
1789 · Französische Revolution, die Gouvernements und Provinzen werden abgeschafft, Aquitanien wird in Départements zerlegt (in etwa Gironde, Dordogne, Lot, Aveyron, Landes, Lot-et-Garonne, Gers, Hautes-Pyrénées und Haute-Garonne), das Périgord kommt größtenteils zum Département Dordogne
1960 · Wiedereinführung von Regionen in Frankreich, das Périgord spielt dabei keine Rolle, Angliederung an die neugeschaffene Region Aquitanien (Hauptstadt: Bordeaux), auch nicht innerhalb historischer Grenzen, sondern durch Einbindung der Departements Dordogne, Gironde, Landes, Lot-et-Garonne und Pyrénées-Atlantiques
2016 · die Region Aquitanien geht zusammen mit den Regionen Poitou-Charentes und Limousin in der neuen größeren Region Neu-Aquitanien (Nouvelle-Aquitaine) auf
Der Name "Périgord" geht auf den Keltischen Stamm der Petrocorii zurück, der in der römischen Zeit hier lebte, und der Hauptstadt Périgueux seines Namen gab.