Die Flagge von Alençon ist eine Wappenflagge, ihr Design gibt eigentlich das Bild des Wappens jener Linie der Valois wieder, die 1291 mit der Touraine belehnt wurde, als König Philipp IV. von Frankreich die Grafschaft Alençon an seinen Bruder Karl von Valois übergab. Dieses Flagenbild wurde in den modernen Zeiten auf die Gegend übertragen, in der die Grafschaft lag. Flaggen im heutigen Sinne gab es damals noch nicht, eventuell ein Banner mit der Heraldik des Landesherrn. Solche Banner (auch die Wappen) hatten in Frankreich bis auf wenige Ausnahmen nichts mit dem Land zu tun, sondern bezogen sich nur auf die Wappen der jeweiligen Herrscher.
Der Stammvater der Linie Valois, Prinz Karl (1270–1325, Sohn von König Philipp III.), Graf von Valois, Anjou und Maine, übernahm das Wappen von Prinz Johann Tristan (1250–1270, Graf von Valois, Sohn des Königs Ludwig IX.). Er umgab das Lilienwappen der Kapetinger als erster mit einem breiten roten Rand. Für die Linie Valois-Alençon, die 1297 begann, als Karl II., Sohn von Karl von Valois, geboren wurde, wurden acht weiße Kugeln auf dem roten Rand als Merkmal festgelegt. Das Wappen der Kapetinger zeigte drei goldene Lilien auf Blau, jedoch war das Wappen ursprünglich mit Lilien bestreut. Ab 1365 (andere Quellen nennen 1376), wurde die Anzahl der Lilien jedoch auf drei reduziert. Das Lilien-Symbol ist sehr alt, schon der germanische Stamm der Franken hat es verwendet. Das Haus der Kapetinger stellte die Könige von Frankreich zwischen 987 und 1328. Es geht zurück auf Hugo Capet, Sohn von Hugo dem Großen, der nach dem Tod von Ludwig V. aus dem Hause der Karolinger im Jahre 987 zum König von Frankreich gewählt wurde. Die Kapetinger brachten drei Nebenlinien hervor, die Könige von Frankreich wurden: Valois 1328–1589, Bourbon 1589–1792 und 1814–1830, und Orléans 1830–1848.
Die bis zur Französischen Revolution bestehenden Provinzen (bzw. Gouvernements) waren historisch gewachsene Gebilde, die sich oft aus ehemaligen Lehensgebieten der französischen Krone, historischen Grafschaften und Herzogtümern heraus entwickelt hatten, oft über hunderte von Jahren bestanden und Regionalität (kulturelle Besonderheiten und regionale Sprachen) bewahrt hatten. Der Französischen Revolution waren solche Erscheinungen natürlich nicht erwünscht, und im Rahmen ihrer blutigen und gewalttätigen Gleichmacherei wurden jegliche regionale Bezüge ausgemerzt. Kurz nach der Revolution wurden die Provinzen aufgelöst und Frankreich in viele kleine Départements aufgeteilt, die annähernd gleich groß und den gleichen Status haben sollten. Benannt wurden die Départements nach Flüssen oder Gebirgen, um auf keinen Fall den Namen einer der alten Provinz zu verwenden. Es gelang jedoch nicht, die Verbindungen der Einwohner Frankreichs zu ihrer jeweiligen Region abzuschneiden, so dass im Jahre 1960 wieder administrative Regionen geschaffen wurden, um bestimmte Verwaltungsprozesse regional steuern zu können. Dazu wurden Départements, die in einer bestimmten historischen Provinz lagen, zu einer historisch oft gleichnamigen Region administrativ zusammengefasst. Die dabei entstandenen Gebilde decken sich nur annähernd mit den Grenzen der historischen Provinzen. Im streng zentralistischen Frankreich wird jedwede Regionalität vermieden, so dass auch die offiziellen Flaggen dieser Regionen meist aussehen wie Flaggen von Firmen, lieblos, unhistorisch, technokratisch und modernistisch, die hier nicht Gegenstand lexikalischer Betrachtungen sein sollen. Nur in wenigen dieser Regionen gibt es offizielle Flaggen die an historische Vorbilder erinnern. Aber, sogar die Existenz dieser heutigen Regionen ist in Frage gestellt, denn im Jahr 2014 wurde eine Gebietsreform beschlossen, welche die Anzahl der Regionen ab dem Jahr 2016 durch Fusionen auf fast die Hälfte verringert. Jedoch gibt es für fast alle Regionen inoffizielle Flaggen, die an die alten Provinzen und die alte Heraldik erinnern sollen.
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ca. 1080 · Gründung der Grafschaft Alençon um die Herrschaft Bellême, deren Erbin Mabile de Bellême heiratet Roger II. de Montgomery
1217 · Tod von Robert III. de Montgomery, die Herrschaft des Hauses Montgomery als Grafen von Alençon endet
1220 · die Erbin Gräfin Alix verkauft die Grafschaft an König Philipp II. (Kapetinger) von Frankreich, Alençon wird so der französischen Krondomäne angegliedert
1268 · König Ludwig IX. von Frankreich (Kapetinger) übergibt die Grafschaft Alençon an seinen fünften Sohn, Peter
1284 · Tod von Peter I. von Alençon, die Grafschaft wird der französischen Krondomäne wieder angegliedert
1291 · König Philipp IV. von Frankreich (Kapetinger) übergibt die territorial vergrößerte Grafschaft Alençon an seinen Bruder Karl von Valois, die Grafschaft wird in den Folgejahren innerhalb des Hauses Valois-Alençon weitervererbt
1414 · die Grafschaft Alençon wird zum Herzogtum erhoben
1521 · Tod von Karl IV., Herzog von Alençon und Herzog von Berry, da es keine Nachkommen gibt stirbt die Linie Valois-Alençon aus, das Erbe geht an seine Frau Margarete, Herzogin von Alençon und Herzogin von Angoulême
1525 · Margarete wird Gräfin von Armagnac
1549 · Tod von Herzogin Margarete von Alençon, das Herzogtum Alençon wird der französischen Krondomäne wieder angegliedert
1559–1566 · Katharina von Medici – durch Heirat mit König Heinrich II. ab 1547 Königin von Frankreich – ist Herzogin von Alençon
1570 · König Karl IX. von Frankreich (Valois) übergibt das Herzogtum Alençon seinem jüngeren Bruder Franz-Herkules, Herzog von Anjou, er stirbt 1584 kinderlos, das Herzogtum wird der französischen Krondomäne wieder angegliedert, der Titel Herzog von Alençon wird in den Folgejahren immer wieder an königliche Prinzen vergeben, jedoch wird das Herzogtum der Provinz Normandie angegliedert
1710 · König Ludwig XIV. von Frankreich (Bourbon) verleiht den Titel an seinem Enkel, den Herzog von Berry
1774 · König Ludwig XVI. von Frankreich (Bourbon) verleiht den Titel an seinen ältesten Bruder, den Grafen von Provence
1844–1910 · Prinz Ferdinand Philipp, Mitglied des Hauses Orléans, Trägt den Titel des Herzogs von Alençon
Der Name des Landes geht natürlich auf die Residenzstadt Alençon zurück. Zur Herkunft oder Bedeutung des Namens ist nichts bekannt. Während der Spätantike und in der Zeit der Merowinger hieß Alençon jedoch noch "Montsort".